Frau Mirjam*, 19 Jahre, Praktikantin, Bäckerei
- Bäckereifiliale, Praktikum mit Übernahmeperspektive
- Jobcoaching aufgrund Einarbeitung („geistige Behinderung“)
- Kasse bedienen, Geldrückgabe – unklare Prognose
- Viele Produkte! – langsames Lernen
- 10 Monate Zeit – erhebliche Bedenken der Lehrer
- Lernkarten entwickelt und intensiv genutzt
- Zahlen laut lesen geübt, um Kunden Beträge zu nennen
- Zusätzl. Unterstützung der Einarbeitung durch die Vorgesetzte
- Umsetzung und Einarbeitung in neue Filiale mit Café-Betrieb
- „Produkt-und-Rechnen-Lernprozess“ erfolgreich absolviert
- Unbefristete Übernahme 32h/Woche
Frau Petra*, 49 Jahre, Pförtnerin Altenheim
- Jobcoaching aufgrund einer Krise und Konflikte mit Kollegen
- langjährige, psychische Erkrankung
- Viele Aufgaben / Verantwortung abgeschoben auf sie
- Vereinbarung eines festen Arbeitsablaufes: Post, Telefon, Gäste, verschiedene Kassen, Schnittstellen zur Verwaltung
- Wie kann eine Pause gemacht und gestaltet werden?
- Sicherheit gewinnen über eigene Arbeit und die Zuständigkeiten anderer – Vorgesetzte und Kollegen im Abstimmungsprozess unterstützen
- „Welche-Verantwortung-gehört-mir-(nicht)-Klärung“
- In der beruflichen Rolle ankommen
Frau Monika*, 48 Jahre, Sachbearbeiterin
- Jobcoaching bei beruflicher Wiedereingliederung, Z.n. Hirntumor
- Psychischer Druck wirkt leistungsmindernd
- Vorgesetzte tendiert zur „Überfürsorge“ – soziale Spannungen
- „Krisen-, Krankheitsverarbeitung-/ Wiedereingliederungsprozess“
- Arbeitsorganisation /-abläufe organisiert und optimiert: Papierpost, E-Mail-Post, E-Briefkasten, Pausen, Pausengestaltung
- Verantwortungsbereiche abgesprochen (Leitung, Sachbearbeitung, …)
- Bewusstsein für neue Grenzen und neue Fähigkeiten entwickelt
- „Frieden geschlossen“ mit der neuen Lebenssituation
Herr Dirk*, 32 Jahre, Verwaltungsfachangestellter
- Jobcoaching zur Einarbeitung in eine neue Tätigkeit nach vielen beruflichen Misserfolgen
- Autismusspektrumstörung
- Tätigkeit in Personalabteilung, Bearbeitung von Schriftverkehr u.a.
- Unsicherheit bei Gestaltung v. Arbeitsbeziehungen zu Kolleg*innen
- Information der Kollegen zu autismusbedingten Besonderheiten
- Selbststrukturierung durch Terminplanung in Outlook (Tag / Woche)
- Möglichkeiten der informelle Kontaktgestaltung erweitert
- Lösungen für Anstrengende Pausen / Besprechungen erarbeitet
- „Small-Talk-&-Kontakt-Kompensation“ vielfältig gelungen
Fallbeispiel Herr M.
Herr M. ist 37 Jahre und gelernter Koch
Rahmenbedingungen: Herr M.
- Betriebliches Arbeitstraining für Menschen mit (Schwer-) Behinderung/en, Auftrag nach §24 SchwbAV (Schwerbehindertenausgleichsabgabeverordnung)
- Zusammenarbeit mit dem IFD (Integrationsfachdienst)
- Bericht des IFD und des Psychosozialen Fachdienstes
- Auftrag des Kostenträgers (Integrationsamt)
Planung: Herr M.
- Herr M. lebt alleine, eigene Wohnung
- Psychotische Episoden seit 19 Jahren, seitdem medikamentös eingestellt
- Behinderung nach amtlichem Bescheid: Psychische Behinderung, GdB: 50
- Berufstätigkeit: kleines Dorf-Restaurant, 32 Std./W (mittags und abends berufstätig)
- Wird am Arbeitsplatz seit fast 10 Jahren durch eine Mitarbeiterin des IFD (Integrationsfachdienstes) betreut
Planung: Berufliche Anamnese
- Hauptschulabschluss
- Ausbildung als Koch nach der Regelschulzeit
- Häufige Arbeitgeberwechsel (branchenüblich, wollte viel lernen)
- Seit 10 Monaten beim jetzigen Arbeitgeber tätig, 12-monatiger Eingliederungszuschuss (DRV)
- Ihm gefällt es mehr „à la carte“ zu kochen anstatt in der Massenproduktion tätig zu sein
Planung: Arbeitsplatz
- Küche eines Restaurants im Stadtkern einer Kleinstadt
- Mehr-Generationen-Familienbetrieb: Chef, Ehefrau, Seniorchefin, Herr M., Servicekräfte und Küchenhilfen (insgesamt ca. 8-10, zzgl. Söhne des Chefs), ein Aushilfskoch
- Mittags: Busgesellschaften von PR- und Verkaufsfahrten (Tiefkühl-Essen)
- Mittags, abends und am Wochenende: „ à la carte“-Angebot (Gästeanzahl i.d.R. nicht planbar)
- Essen für Bankett-Veranstaltungen in mehreren, verschieden großen Räumen des Hauses
Planung: Arbeitgeber Informationen
- Herr M. bekommt im Bankett-Geschäft den zeitlichen Ablauf nicht koordiniert
- Herr M. vernachlässigt Reinigungsarbeiten in der Küche und hält Hygiene-Vorschriften nicht richtig ein
- Herr M. vergisst häufig etwas, z.B. die Gefriertruhe zu schließen
- Er gibt 330g-Schnitzel raus anstatt die üblichen 200g-Schnitzel
- Er redet teilweise in der Küche so laut, dass Gäste es hören
- Chef möchte Herrn M. behalten, er koche schmackhaft im „ à la carte“-Bereich
- Chef muss z.Z. zusätzlich einen Koch beschäftigen, um Defizite auszugleichen
- AG erhält bislang keine Leistungen nach § 27 SchwbAV, will vorrangig gute Leistung und keine Ersatzzahlungen, jedoch EGZ
- Einem Training am Arbeitsplatz steht der AG positiv gegenüber
Kopplungsfenster
Ergebnis der Planung
- Umfang: 50 h Jobcoaching, incl. Kooperationsge-spräche, 3 Monate Trainingsdauer
- Mit AG und IFD vorab vereinbarte Ziele:
- Herr M. hält Arbeitsflächen, -geräte, -kleidung und Umgebung sauber
- Herr M. hat klare Arbeitsstrukturen erarbeitet und verinnerlicht
- Herr M. kann Garzeiten einhalten und Gerichte passend und pünktlich vorbereiten
- Der Arbeitgeber weiß wie er Herrn M. optimal unterstützen kann
Beantragte Verlängerung
Verlängerung um 30h + 3 Monate
Zusätzliches Ziel: Ergebnisse sichern und Routine erwerben
Selbstintegration
- Kennenlernen der Arbeitsausführung des Klienten, Umgang mit Fett, Lebensmitteln (mittags, abends, WE)
- Kennenlernen des Arbeitsplatzes und der Arbeitsorganisation (mittags, abends, WE)
- Jobcoach trägt Arbeitskleidung
- Kennenlernen der Kollegen
- Kennenlernen von Gästen
Ergebnisse
- Befragung des AG zum Ergebnis:
- Sauberkeit und Hygiene generell verbessert, jedoch bleibende Probleme mit Fett und Sauberkeit der Arbeitskleidung
- Sieht, dass Herr M. weiter Unterstützung von ihm benötigt um seine Leistung kontinuierlich zu erbringen
- Im Bankett-Geschäft sei Herr M. nur unterstützend einsetzbar
06.08.2015
Vom Transportarbeiter zum IT-Fachmann:
Die Geschichte von Tobias: Mit dem Asperger-Syndrom leben und arbeiten
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